Stellungnahme zur Medienmitteilung des VZK zum Thema „Temporäre“

Grundsätzlich begrüsst es der SBK, wenn seine Mitglieder gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne erhalten: Genau dies ist das Ziel der Etappe 2 der SBK-Pflegeinitiative!
Unsere Mitglieder wählen ihren Arbeitgeber frei: Dies kann, nebst einer traditionellen Festanstellung, eben auch eine Temporärfirma sein.
Pflegefachpersonen leisten unabhängig von der Anstellungsform einen bedeutenden Beitrag für unser Gesundheitswesen. Die Medienmitteilung des VZK blendet deshalb aus unserer Sicht wichtige Punkte aus und deren Umsetzung durch die Betriebe birgt grosse Gefahren für die Pflegenden:

Während der Coronazeit haben alle Spitäler nach Temporären zur Entlastung des Stammpersonals gerufen. Diese Kehrtwende lässt sich nun schwerlich begründen.
Wenn Betriebe ein Verbot, Temporäre anzufordern, aussprechen, wird die Arbeitsverdichtung für die Teams nicht ab- sondern massiv zunehmen. Wollen das die Verantwortlichen denn wirklich? 

Plötzlich einen Anstellungsstopp für Temporäre zu verfügen, ist unrealistisch: Grundvoraussetzung dafür, dass Mitarbeitende nicht zu Temporärfirmen abwandern, wäre ja (die längst überfällige) Flexibilisierung sowie die Verbesserung der Anstellungsbedingungen, z.B. mittels GAV. Da bietet der VZK leider keine Brücke.
Sofern die Betriebe ihre Arbeitsbedingungen derart attraktiv machen, dass sie Abgewanderte zurückgewinnen können, kann ja ernsthaft niemand etwas dagegen haben.

Die Stellenpläne sind bekanntlich engstens berechnet und ausgereizt und kaum für Unvorhersehbares gewappnet. Für das Stammpersonal darf es nicht zu Überlastungen oder gar zu gefährlichen Pflegesituationen kommen, bloss weil die VZK-Spitäler versuchen wollen, sozusagen aus dem Stand heraus auf Temporäre zu verzichten.

In der Medienmitteilung steht überhaupt kein Wort von Wertschätzung gegenüber den Temporärangestellten, die möglicherweise auch unsere Mitglieder sind. Diese sollte man grundsätzlich nicht schlechtreden. Auch sie tragen zum Erhalt der Versorgung bei!
Wie ganz genau die VZK-Spitäler Temporäre zurückgewinnen wollen für ihre Betriebe, ist unklar. Nicht unbekannt ist es, dass Leute in einem Spital fest oder in einem betriebsinternen Pool angestellt sind und zugleich arbeiten dieselben Personen im selben Betrieb als Temporärangestellte eines Temporäranbieters, weil das attraktiver ist.

Die Spitäler hätten schon seit Jahren, noch bevor die Pflegeinitiative angenommen wurde, eine zielführende Strategie entwickeln können, damit sie vorausschreitend im Sinne deren Umsetzung besorgt sind und sich gut auf dem Arbeitsmarkt positionieren können. Das alles wurde nicht gemacht.

Grosse VZK-Spitäler wie das USZ oder das Stadtspital Zürich haben aktuell auf dem Portal Simap.ch Submissionen für Temporärfirmen laufen. Wie erklärt der VZK diese Doppel-Strategie? Millionenausschreibungen - und dann ein Vollstopp?

Selbstverständlich haben auch wir gewisse Vorbehalte gegenüber Temporärfirmen: Beispielsweise engagieren sich Temporäre nur wenig an der zentralen Aufgabe der Etappe 1 der Pflegeinitiative: Der Ausbildung unseres Berufsnachwuchses!


Bericht dazu auf Medinside